Renate Bojanowski: [...] Schön, wie sie das Spiel mit den Formen zelebrierte! [...]

Nach einem Ausflug in die Welt der Filmmusik während ihrer Neujahrstournee und einer Partie Klamauk bei den Faschingskonzerten punktete die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie unter der Leitung ihres Chefdirigenten, MD Gerard Oskamp, am vergangenen Freitagabend im Bad Salzelmener Dr.-Tolberg-Saal mit der Fortsetzung ihrer Reihe „Bekannte Werke – Große Solisten“. Es erklangen das Klavierkonzert a-Moll, op. 54 von Robert Schumann und die Serenade Nr.1 D-Dur, op.11 von Johannes Brahms. Solistin des Abends war die aus Rumänien stammende Pianistin Catalina Butcaru.
In Schumann Klavierkonzert ist der Pianist nicht nur Solist, sondern auch Orchestermusiker. Dieser besondere musikalische Dialog schreibt dem Orchester eine wichtige Rolle zu, der kaum virtuose Extravaganzen akzeptiert. Die hatte Catalina Butcaru gar nicht nötig. Ihr lyrischer Stil verriet romantische Sensibilität. Im schwungvollen ersten Satz entlockte sie dem Flügel schwelgerische Töne, die wie große Regentropfen auf das Saalparkett zu schlagen schienen und dennoch ganz weich landeten. Das Spiel mit dem Orchester gestaltete sich sehr feinfühlig. Oskamp gelang über weite Strecken eine wohl dosierte Balance zwischen Begleitung und Orchesterpassagen und ließ sein Ensemble nur selten dominieren. Der Zuhörer genoss besonders die Zwiegespräche mit den erstklassig aufgelegten Holzbläsern oder dem wunderbarem Streichergesang. Catalina Butcaru forcierte die Spannungsbögen leidenschaftlich, um im Anschluss gleich wieder mit den Kammerphilharmonikern in Dialog zu treten. Schön, wie sie das Spiel mit den Formen zelebrierte!
Noch berauscht von Butcarus technischer Brillanz ließ sich das Publikum nach der Pause auf die Brahms-Serenade ein. Hier entfalteten die Kammerphilharmoniker wie von selbst ein mitreißendes Szenario, das sich einer reichen Orchesterpalette bediente. Das flüssig angegangene Scherzo ließ weit schwingenden Bögen Platz. Im folgenden Adagio ließ Oskamp den Holzbläsern reichlich Raum. Die entwickelten ihren wunderbaren Gesang mit dunkler, ausdrucksvoller Farbvielfalt. Besonders eindrucksvoll gestaltete sich ihr Zwiegespräch mit den tiefen Streichern. Im weiteren Verlauf setzte das Schönebecker Orchester markige Akzente, musizierte zupackend und leidenschaftlich. Der Zuhörer labte sich am warmen Hörnerklang (allen voran das Solo-Horn) ebenso wie am differenzierten Zusammenspiel. Gerard Oskamp führte sein Ensemble mit straffem Tempo bis ins Finale.
Der Dank vom Publikum ließ nicht lange auf sich warten, er fiel lang und herzlich aus.

 

Lennart Horst