Thomas Gehring: [...] erweist sich Butcaru schließlich auch als verblüffend kompetente Schumann - Interpretin, indem sie stilistisch wie gestalterisch so gut wie keine Wünsche offen lässt. [...]
Auf einer bei dem Label ‘Divine Art’ erschienenen, in der altehrwürdigen Londoner Wigmore Hall aufgenommenen CD interpretiert die rumänische Pianistin Catalina Butcaru Werke von Berg, Ravel und Schumann. Den Anfang macht Alban Bergs Klaviersonate op. 1, für deren endgültige Vollendung der damals 26-jährige etliche Anläufe benötigte. Davon, dass er sich mit diesem Projekt insgesamt letztlich doch überfordert fühlte zeugen nicht zuletzt der Umstand, dass es statt der ursprünglich vorgesehenen drei Sätze schlussendlich doch bei einem einzigen blieb und dass er seinem Mentor Arnold Schönberg gestand, es mangele ihm an Ideen für eine weitergehende Fortführung.
Dass dabei dennoch ein Werk von hoher emotionaler Dichte und tiefgehender persönlicher Note herausgekommen ist, merkt man Butcarus Interpretation unbedingt an. Die Strukturen und dynamischen Gegensätze der dem Frühwerk Bergs mit durchaus noch tonalen Zügen zuzurechnenden Komposition arbeitet sie akkurat heraus. Kraftvoll, mit stets klarem und reinem Ton sowie prägnanter Phrasierung konstruiert sie nachhaltige, durchdringende Spannungsbögen.
Knapp sechs Jahre zuvor hatte Maurice Ravel seine fünfteiligen ‘Miroirs’ veröffentlicht. Auch dieser Anordnung von musikalischen Szenen verleiht Butcaru eine wirklich mitreißende und ausdrucksstarke Atmosphäre. Die anfänglichen ‘Noctuelles’ formt sie zu einem klanglich empfindsamen, tief verinnerlichten Traumbild. Die ‘Oiseaux tristes’, zu denen Ravel vom Ruf einer Amsel inspiriert worden sein soll, lässt Butcaru mit einem hohen Maß an Lyrik und Empfindsamkeit im wahrsten Sinne des Wortes singen. Die schillernden, kaskadenartigen Klänge des dritten Stücks, ‘Une barque sur l´océan’, taucht sie in bunte, leuchtende Farben.
Den Höhepunkt der Sammlung bildet sicherlich der gleichzeitig wohl bekannteste Titel ‘Alborada del gracioso’. Dem quasi den Inbegriff virtuosen Folklorismus bildenden und technisch fast grenzwertig anspruchsvollen Stück zeigt sich Butcaru ebenfalls in bereits erstaunlich reifem Ausmaß gewachsen, wenn es der Melodik hier und da auch an der für die Komposition so typischen Akzentuierung fehlt. Das gleichförmig dahin pulsierende ‘Vallée des cloches’ wogt in schwebend-verklärtem Timbre vor sich hin.
In der aus sieben, aneinander gereihten Stücken bestehende Humoreske Robert Schumanns erweist sich Butcaru schließlich auch als verblüffend kompetente Schumann-Interpretin, indem sie stilistisch wie gestalterisch so gut wie keine Wünsche offen lässt.
Ein ansprechendes Booklet sowie eine überzeugende Tonqualität tun ein Übriges, um diese CD wirklich vorbehaltlos weiterempfehlen zu können.